Nun gut, ich gebe zu, dass es schöneres gibt als das Weckerklingeln um 4.50 Uhr zur Frühschicht. Vor allem, da ich es jahrzehntelang gewohnt war, erst ab neun Uhr zu arbeiten. Die Uhren ticken in Werbeagenturen eindeutig anders als im Seniorenheim. Wenn ich hier um 6.30 Uhr meinen Dienst antrete, erwarten mich einige Bewohner schon ganz ungeduldig und freuen sich, wenn ich ihnen beim Waschen und Anziehen behilflich bin.
Spaß am Umgang mit Senioren
Bis vor kurzem konnte ich mir nicht vorstellen, so eine Tätigkeit auszuführen. Als ich der Liebe wegen vor einigen Jahren von Düsseldorf nach Bocholt kam, habe ich zwar keinen Job in einer Werbeagentur gefunden, konnte aber bei der Zeitung als Redakteurin anfangen. Im letzten Jahr April änderte sich durch Corona alles. Wir hatten Kurzarbeit und ich wollte meine freie Zeit sinnvoll verbringen. Durch ein Interview mit Herrn Tepaße, dem damaligen Leiter des Guten Hirten, wusste ich, dass dort immer Leute benötigt werden. Pflegeerfahrungen hatte ich keine, aber da ich Menschen gegenüber aufgeschlossen bin, konnte ich als Betreuerin anfangen. Und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit den Bewohnern spazieren zu gehen, zu basteln oder einfach Freddy Quinn in voller Lautstärke zu hören, dabei mitzusingen und zu schunkeln.
Sinnvolle Aufgabe
Zum Ende letzten Jahres kündigte mir dann die Zeitung coronabedingt. Da wurde ich hier sofort gefragt, ob ich in der Pflege anfangen möchte. Pflege und Betreuung ist schon verschieden, aber nach einem dreiwöchigen Praktikum entschied ich mich für die Pflegeausbildung. Der Job mit den Senioren gefällt mir sehr und ich habe das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Denn die Bewohner sind alle sehr dankbar und freuen sich, wenn man ihnen hilft und für sie da ist!